Kapitel I

Wohnen und Öffentlicher Raum

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Kapitel I

Wohnen und Öffentlicher Raum

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Indikator I4
Wohnungslosigkeit

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Gleichstellungsziele

Verbesserung des Zugang zu leistbarem und rechtlich gesichertem Wohnraum

Laut Statistik Austria waren 2019 12.729 Menschen in Wien als obdach- und wohnungslos registriert. Der Anteil von Frauen beträgt österreichweit 31 Prozent. Zwei Drittel der Betroffenen sind zwischen 25 und 64 Jahre alt. (Vgl. Statistik Austria 2018). Im Rahmen einer 2019 durchgeführten Studie gaben 20% der befragten alleinerziehenden Frauen an, bereits beinahe wohnungslos geworden zu sein (vgl. JUNO Zentrum für Getrennt- und Alleinerziehende und MA 50, 2019).

Die Wiener Wohnungslosenhilfe bietet sowohl Angebote im Bereich Beratungsleistungen wie auch im Bereich Übergangs- und Dauerwohnen. 2019 nahmen insgesamt 19.652 Personen Angebote der Wiener Wohnungslosenhilfe in Anspruch. Das entspricht einem generellen Anstieg der Nutzer*innen von 20% im Vergleich zu 2015.

Die Zahl der Frauen, die 2019 Beratungsleistungen durch die Wohndrehscheibe oder die Fachstelle für Wohnungssicherung als Erstanlaufstellen in Anspruch nahmen, ist im Vergleich zu 2015 ebenso um rund 15% gestiegen, und verweist auf eine angespanntere Situation am Wiener Wohnungsmarkt. Auch der Frauenanteil der Wiener*innen, die im Rahmen der Wiener Wohnungslosenhilfe Beratung suchten, ist in dem betrachteten Zeitraum von 44% auf 47% leicht gestiegen. Ebenso leicht gestiegen ist der Anteil der Frauen, die die Schuldner*innenberatung für Wohnungslose in Anspruch nahmen.

Im Vergleich zu 2015 hat vor allem der Anteil der Frauen, die Angebote der Wiener Wohnungshilfe im Bereich Übergangs-/Dauerwohnen nutzen, von 32% auf 36% zugenommen. Seit Jahren unverändert hoch ist der Frauenanteil in den Mutter-Kind-Einrichtungen (95%) und beim Betreuten Wohnen (49%). Eine deutliche Zunahme ist im Bereich der Mobilen Wohnbetreuung inkl. Housing First (um 8%-Punkte auf 42%), Zielgruppenwohnen (4%-Punkte auf 35%), Sozial betreutes Wohnen (3%-Punkte auf 32%), Nachtquartiere (6%-Punkte auf 23%). Der Frauenanteil in allgemeinen Übergangswohnungen ging um 5%-Punkte auf 21% zurück.

Veränderungen der Frauenanteile bei Nutzer*innen der unterschiedlichen Wohnformen in diesem Bereich ergeben sich auch aus neuen Schwerpunktsetzungen in der Wohnungslosenhilfe. So wurde etwa das Angebot für besonders vulnerable Personengruppen, für die das Stufensystem in der Wohnungslosenhilfe eine besondere Herausforderung darstellen, im Bereich Housing First in den letzten Jahren ausgebaut. Der Anteil der Nutzer*innen von Housing First Angeboten ist im Vergleich zu 2016 von 6% auf 9% gestiegen. Zudem haben seit November 2019 Chancenhäuser die regulären Notquartiere in der Wiener Wohnungslosenhilfe abgelöst (FSW 2020). Somit hat insbesondere bei den Wohnformen der „Mobilen Wohnbetreuung inkl. Housing First“, dem sozial betreuten Wohnen und Wohnangeboten für bestimmte Zielgruppen der Frauenanteil zugenommen. Der Anstieg des Frauenanteils im Bereich Mobile Wohnbetreuung bedingt zugleich einen Rückgang im Bereich des Übergangswohnens (vgl. Halbartschlager 2012, S8).

Der vergleichsweise höhere Frauenanteil in der Wohnberatung (46%) im Vergleich zum Übergangs-/Dauerwohnen (36%) weist potenziell auf eine höhere versteckte Wohnungslosigkeit von Frauen hin. Andererseits kann vor diesem Hintergrund die im Vergleich zur Beratung stärkere Zunahme des Frauenanteils beim Übergangs- und Dauerwohnen auf eine bessere Passung es erneuerten Angebots (z.B. im Bereich Housing First und der Chancenhäuser) für Frauen hinweisen.