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Gesundheit

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Indikator L6
Künstliche Befruchtung

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Gleichstellungsziele

Selbstbestimmte Reproduktion

Seit dem Jahr 2000 gibt es in Österreich einen Fonds zur Finanzierung der In-vitro-Fertilisation (IVF), der 70% der Kosten für vier IVF-Behandlungen (im Folgenden „künstliche Befruchtung“ genannt) für Paare in aufrechter Ehe, eingetragener Partner*innenschaft oder in eheähnlicher Lebensgemeinschaft übernimmt, wenn eine medizinische Indikation vorliegt [Anm. 3]. Indikator 6 bildet die Zahl der Paare und die Zahl der Versuche ab, die durch den IVF-Fonds mitfinanziert wurden.

Die Zahl der Paare, die IVF in Anspruch nehmen, steigt. Hier spielen auch die veränderten Lebensentwürfe und Berufsbiografien von Frauen eine Rolle, in der Kinder später eingeplant werden. Assistierte Reproduktion kann Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch den Wunsch nach einem eigenen Kind erfüllen, allerdings wird nur ein Viertel der Paare, die sich für künstliche Befruchtung entscheiden, am Ende auch Eltern.  Frauen tragen die psychische und physische Hauptlast der Behandlungen. Aus Sicht der Frauengesundheit ist es daher wesentlich, die psychosozialen Aspekte der Assistierten Reproduktion zentral mit zu berücksichtigen.

Die derzeitige gesetzliche Regelung benachteiligt lesbische Frauen mit Kinderwunsch, da Paare nur dann finanzielle Unterstützung vom IVF-Fonds erhalten können, wenn eine medizinische Indikation vorliegt. Da dies viele lesbische Frauen nicht betrifft, müssen sie die Behandlung privat finanzieren.

Im Jahr 2020 wurden für 1635 Paare aus Wien künstliche Befruchtungen durch den IVF-Fonds mitfinanziert. Bei rund einem Drittel der künstlichen Befruchtungen kommt es zu einer Schwangerschaft. Aus den künstlichen Befruchtungen resultierten 441 Geburten.

41% der Frauen, die sich 2020 einer künstlichen Befruchtung unterzogen, waren zwischen 36 und 40 Jahre alt [Anm. 4], 37% zwischen 31 und 35 Jahre, und 23% aller künstlichen Befruchtungen erfolgten bei Frauen bis 30 Jahre. Bei 60% aller Paare erfolgte ein Versuch, bei 38% erfolgten zwei bis drei Versuche; lediglich 2% der Paare nahmen 4 oder mehr Versuche in Anspruch. Der Durchschnitt liegt bei 1,5 Versuchen, wobei sich hier kaum Unterschiede zwischen den Altersgruppen zeigen.

 

Zwischen 2012 und 2020 ist die Zahl der Paare, die IVF in Anspruch nahmen, um 550 Paare bzw. 51% gestiegen; die Anzahl der Versuche bei der IVF pro Paar ist um 10% gestiegen; dementsprechend wurden auch mehr Kinder mittels IVF gezeugt. 2020 sind es 90 Geburten mehr, d.h., es kam zu einem Anstieg um knapp 26%.