Kapitel I

Wohnen und Öffentlicher Raum

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Kapitel I

Wohnen und Öffentlicher Raum

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Indikator I3
Prekäre Wohnformen

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Gleichstellungsziele

Verbesserung des Zugang zu leistbarem und rechtlich gesichertem Wohnraum

Fast ein Fünftel (18%) der Wiener*innen lebt in Wohnungen mit befristeten Mietverträgen und ebenfalls rund ein Fünftel (21%) in überbelegten Wohnungen. Im Zeitvergleich ist eine steigende Tendenz zu beobachten – 2012 waren es noch 14%, in 2015 16% - somit sind immer mehr Wiener*innen von befristeten Mietverhältnissen betroffen. Sowohl von Befristung als auch vom Überbelag sind Männer etwas häufiger betroffen als Frauen. Befristete Mietverhältnisse verzeichnen einen steigenden Anteil während weniger große Unterschiede in der Betroffenheit einzelner Haushaltstypen feststellbar sind als dies beim Wohnungsüberbelag der Fall ist.

Annährend ein Fünftel aller Wiener*innen (18%) lebt in befristeten Mietverhältnissen. Quer über Geschlechter und Haushaltsformen ist ein Anstieg des Anteils seit 2012 zu verzeichnen. Sowohl bei Geschlechterkonstellationen als auch Haushaltskonstellationen sind ähnliche Anteile zwischen 14 und 20% feststellbar.

Frauen sind mit 17% etwas weniger davon betroffen als Männer (20%). Ein klarer Anstieg des Anteils seit 2012 um 3%-Punkte bzw. 5%-Punkte ist auch hier festzustellen. Ähnlich betroffen von Wohnungsbefristungen sind auch kinderlose Haushalte wie alleinlebende Personen (17%) und kinderlose Paare (18%). Auch hier ist seit 2012 ein Anstieg um 2%-Punkte bzw. 5%-Punkte zu beobachten. Bei Haushalten mit Kindern ist der Anteil von Alleinerziehenden in befristeten Mietverhältnissen (14%) geringer als jener von Paaren mit bis zu zwei und derjenigen mit drei und mehr Kindern (16% bzw. 18%).

Rund ein Fünftel aller Wiener*innen lebt in überbelegten Wohnungen, dieser Wert ist in den letzten Jahren relativ konstant. Etwas weniger Frauen (20%) als Männer (23%) leben in überbelegten Haushalten. Die Betroffenheit von Frauen ist gegenüber 2015 leicht gesunken.

Alleinerziehende sind zu 15% von Wohnungsüberbelag betroffen, jedoch annähernd ein Viertel aller Haushalte von Paaren mit bis zu zwei Kindern. Am meisten sind Haushalte von Paaren mit drei und mehr Kindern von beengten Wohnverhältnissen betroffen (71%) – ein Anstieg von 14 Prozentpunkten im Vergleich zu 2012. Rund jedes 10. Paar ohne Kinder ist ebenfalls betroffen - Ein-Personen-Haushalte sind hingegen erwartungsgemäß kaum von Überbelag betroffen.

Gegenüber 2012 leben Frauen und Männer nun häufiger in prekären Wohnsituationen. Der Frauenanteil in befristeten Mietverhältnissen ist um 3-Prozentpunke und jener in überbelegten Wohnungen um 2-Prozentpunkte gestiegen. Die Betroffenheit von knappem Wohnraum hat bei Frauen etwas stärker zugenommen als bei Männern. Dies liegt potentiell u.a. daran, dass nun mehr Alleinerzieher*innen, in der Mehrheit Frauen, in überbelegten Wohnungen leben.

Dass 60% aller neu vermieteten privaten Wohnungen befristet sind (vgl. Statistik Austria, 2019), ist besonders für Frauen problematisch. Laut einer Studie verfügen viele Frauen nach Brüchen in Biografien und Neu-Anfängen nicht mehr eigenständig über eine Wohnung (vgl. Gabu Heindl und MA 50, 2020). Auf dem freien Wohnungsmarkt sind sie vorwiegend auf befristete Mietverträge angewiesen. Auch dass Wohnkosten für kleinere Wohnungen überproportional hoch sind, ist besonders für Frauen problematisch, die sich nach einer Trennung mit Kindern keine ausreichend große Wohnung leisten können und in kleinen 2-Zimmer Wohnungen wohnen (vgl. JUNO Zentrum für Getrennt- und Alleinerziehende und MA 50, 2019).

Die Betroffenheit von unsicheren Mietverhältnissen ist unter Wiener*innen mit Migrationshintergrund marginal höher (20%) als der Wiener Durchschnitt (18%), allerdings deutlich höher als unter Wiener*innen ohne Migrationshintergrund (12%). Am häufigsten leben Wiener*innen der ersten Zuwanderungsgeneration in befristeten Mietverhältnissen (28%), während die zweite Generation keine höhere Befristungsquote (13%) aufweist im Vergleich zu Wiener*innen ohne Migrationshintergrund (12%).

Die Betroffenheit von knappem Wohnraum ist unter Wiener*innen mit Migrationshintergrund deutlich höher (37%) als im Wiener Durchschnitt (21%)  und unter Wiener*innen ohne Migrationshintergrund (8%). Wiener*innen sowohl der ersten als auch der zweiten Generation sind mutmaßlich aufgrund der durchschnittlich höheren Kinderanzahl in besonderem Ausmaß von Überbelag betroffen (46% bzw. 34%).

Besonders häufig leben alleinlebende Migrant*innen (26%) in befristeten Mietverhältnissen, sowie Paare ohne Kinder (22%), während von einem zu knappen Wohnraum vor allem kinderreiche Familie betroffen sind – 84% der Migrant*innen in Paarhaushalten mit drei oder mehr Kindern. Männer sind etwas betroffener als Frauen.

Frauen sind in geringerem Maß von befristeten Mietverhältnissen betroffen und zwar ungeachtet des Migrationshintergrunds (17% bzw. 18%). Männer sind einerseits überdurchschnittlich betroffen, Männer mit Migrationshintergrund (23%) mehr als der Durchschnitt unter Männer ungeachtet des Migrationshintergrunds (20%). Ebenfalls gering sind die haushaltsspezifischen Unterschiede zwischen Wiener*innen mit und ohne Migrationshintergrund bei Haushalten mit Kindern. Bei Haushalten ohne Kinder zeigen sich hingegen deutliche Unterschiede vor allem betreffend alleinlebende Personen – während in Wien durchschnittlich 17% der Alleinlebenden von Befristungen betroffen sind, sind es unter Migrant*innen 26% der Alleinlebenden. Auch Paare mit Migrationshintergrund und ohne Kinder sind etwas höher betroffen durch Befristung (22%) als durchschnittlich Paare ohne Kinder ungeachtet des Migrationshintergrunds.